Sigelen Alexander

Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich
Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler zwischen Fürstendienst und Familienpolitik

Verlag: Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 171
Erscheinungsjahr: 2009
Umfang: 622 S., geb., 11 s/w-Abb., 1 Kartenskizze, 8 Schaubilder, 10 Tabellen, Quellen-und Literaturverzeichnis XIII – XXXI, Personenregister (S. 611 – 622)
ISBN-13: 978-3-17-020509-3
Preis: 49,00 €

Dieses Buch bei amazon.de...Dieses Buch bei buecher.de...Die vorliegende Freiburger Dissertation (2006) baut auf einer Magisterarbeit (2002) auf und ist weit mehr als die Biographie des gebürtigen Südtirolers Zacharias Geizkofler (1560-1617), der in Augsburg in der Familie seines Onkels, des Fuggerschen Rentamtmeisters Michael (II.) Geizkofler protestantisch erzogen, nach dem Besuch des Gymnasiums auf „Kavalierstour“ an italienische und französische Universitäten reist, um Jura mit einer praktischen Ausbildung am Reichskammergericht (Speyer, 1583/84) abzuschliessen. Zacharias Geizkoflers Laufbahn ist von weiteren Stationen geprägt: bei den Fuggern, am Innsbrucker Hof und wiederholt in diplomatischer Mission des Hauses Habsburg. 1589 wird der 29-jährige durch Kaiser Rudolf II. zum Reichspfennigmeister berufen, um als kaiserlicher Kreditmakler „Antizipationen“ auf zu erwartende Reichshilfen einzutreiben und Geldmittel für den „langen Türkenkrieg“ (1593-1606) zu beschaffen. Seine Einheirat in die Augsburger Patrizierfamilie Rehlinger (1591) ver-schafft ihm eine „Mittlerstellung innerhalb der (Finanz-) Oligarchie“ zwischen Konfessiona-lität, Stadtpolitik (Bürgermeister, Stadtpfleger) und seinem Dienst für Kaiser und Reich.

Alexander Sigelen sieht in Geizkofler auch den Beziehungsmakler, dessen wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg mit der persönlichen Würde eines „miles et eques aureatus“ (1600), dem Erwerb habsburgischer Haustitel (1603-1617) und persönlichen Netzwerken an den Hö-fen in Neuburg und Stuttgart abgerundet wird. Der Autor verschafft zudem Einblick in Geiz- koflers Beziehungen in die Große Politik: Konfessionalisierung und Staatsbildung (Territo- rien), das politische Denken zwischen Fürsten- und Ständeinteressen. In einem Dreischritt vollzieht Sigelen den Aufstieg Geizkoflers: vom Startkapital seiner juristischen Ausbildung und der eigenen Familienpolitik (Bildungs- und Aufstiegsstrategien, Karrierekriterien, Hei-ratspolitk), ermöglicht durch den „nervus rerum“ (Einkommensquellen, Investitionen, Ver-mögenswerte) – dokumentiert mittels einer Kartenskizze der Geizkoflerschen Herrschaften und Streubesitzungen (S. 345), aber auch durch die Pflege der eigenen „memoria“ mittels standesgemäßer“ Attribute („Ehrgewinn“ durch Repräsentation mit Bautätigkeiten in Hauns-heim und Gailenbach). Nach seinem „freiwilligen“ Rückzug vom Amt des Reichspfennigmei-sters (1603) bleibt er für weitere Reichsfunktionen im Gespräch: Generalkriegskommissar, Hofkammerpräsident, Reichshofratspräsident. Für die Pfalzgrafen von Neuburg und die Herzö ge von Württemberg vertritt er deren Interessen in Prag und Wien. Geizkoflers Bemühen um einen konfessionellen Ausgleich verschafft ihm Gegner, die mit Intrigen reagieren – so der Kanzler des Passauer Bischofs („Hämmerl“-Affaire, 1603) oder Herzog Maximilian von Bayern („Zwist um Donauwörth“, 1608/13). Die Prüfung der Vorwürfe erweist Geizkoflers Unschuld: kurz nach seiner Rehabilitierung durch Kaiser Matthias stirbt Zacharias Geizkofler am 08.05.1617 in Prag. Die Spielregeln von Familien-, Fürsten- und Reichspolitik werden durch den Autor zusätzlich veranschaulicht: Organigramm des Reichspfennigmeisteramtes (um 1598), familiäre Netzwerke und Beziehungsgeflechte werden tabellarisch im Anhang erfasst. Alexander Sigelens Arbeit zeigt die Finanzmechanismen der Politik im 16./17. Jahr hundert als „Blut des Staatskörpers“ (Symposium Wien, 2009) und charakterisiert den Prota- gonisten als „Amtsträger“ und „Beziehungsmakler“. Geizkoflers Wirken in der eigenen Herr- schaft und den Lehen als Streubesitz zwischen Gailenbach, Stauffen/ Hilzingen, Wäschenbeu ren und Neumarkt belegt sein Arbeiten für das „eigene Interesse“ in unruhigen Zeiten.

Willi Eisele, OStD
Landesvorsitzender des BGLV e.V.

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