Depkat Volker

Geschichte der USA
Stuttgart 2016: Kohlhammer-Verlag. 373 S., € 49,-

Volker Depkat, habilitiert im Fach Neuere und Neueste Geschichte, hat an der Universität Regensburg eine Professur für Amerikanistik inne. An seiner aktuellen Publikation arbeitete es die letzten 10 Jahre. So handelt es sich nicht um eine Aktualisierung seiner eher experimentell angelegten „Geschichte Nordamerikas“ von 2008, sie folgt vielmehr einem neuen, eher konventionell nationalgeschichtlich Ansatz. Dieser wendet sich speziell an ein deutsches Publikum, dessen Kenntnisse über die Geschichte der USA dem Verfasser vor allem für die Zeit vor 1917 zu wenig differenziert erscheinen.

Wenn er deshalb die Perioden „Voreuropäische Zeit und Kontaktphase, Kolonialzeit, Revolution, Frühe Republik und Bürgerkrieg, Beginn des Durchbruchs der Moderne“ vor dem „‚kurzen 20. Jahrhundert“ und den 21. Jahrhundert ausführlich behandelt, dann aus der Überlegung heraus, dass die spezifische Modernität der USA nicht zu verstehen ist, wenn man die Kolonialzeit, die Amerikanische Revolution und die Geschichte des 19. Jahrhunderts ausblendet bzw. nicht genügend würdigt: „Die USA sind nicht nur ein Land der Zukunft, sondern auch ein Land mit Geschichte“ (S. 338). Periodisierungsproblematiken thematisiert er durchaus. Depkat entfaltet die Etappen des Aufstiegs der USA zur Weltmacht, indem er die vielschichtige Geschichte entlang von thematischen Grundlinien auffächert. Am Anfang stand das revolutionär begründete Experiment in Sachen Demokratie, das bis heute nicht abgeschlossen ist. Alles Andere als geradlinig entwickelten sich die USA zur Super- und Hegemonialmacht der Welt, wobei dieser Aufstieg im Zeichen des "Empires of Liberty" auch missionarische Züge aufweist. Ein weiterer Schwerpunkt der Darstellung besteht darin, aufzuzeigen, wie aus der nordamerikanischen Kontaktzone unterschiedlichster Kulturen und Ethnien neue dezidiert amerikanische Wertideen und ein moderner konsumorientierter, technologiegesättigter Lebensstil, der "American Way of Life", hervorgingen, die keineswegs den bestehenden ethnisch-kulturellen Pluralismus der Gesellschaft einebneten. Über die Themenachsen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur entfaltet der Band die Entwicklungslinien der Geschichte der USA, die auf vielen Feldern für unsere moderne Welt wegweisend war und ist. Heute werden die USA üblicherweise als einzig verbliebene Supermacht in einer zunehmend unübersichtlichen Welt bezeichnet - weitere Entwicklung offen.

Depkats wissenschaftliche Darstellung ist erfreulicherweise auch für ein nicht streng akademisches Publikum dank erzählenden Charakters gut lesbar. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis einschließlich Internetquellen ergänzt das Buch. Für Lehrer im historisch-politischen Bereich sowie für Schulbibliotheken erscheint diese Publikation unverzichtbar, sie würden sich lediglich eine ergänzende Quellensammlung wünschen.

Theo Emmer