de Zayas Alfred

Völkermord als Staatsgeheimnis
Vom Wissen über die »Endlösung der Judenfrage« im Dritten Reich

Verlag: Olzog, München
Erscheinungsjahr: 2011
Umfang: geb., 208 S.
ISBN-13: 978-3-7892-8329-1
Preis: 26,90 €

Dieses Buch beim Verlag...Dieses Buch bei amazon.de...Dieses Buch bei buecher.de...50 Jahre nach dem Prozeß gegen Adolf Eichmann, dem „Schreibtischtäter“ des Holocaust (Hannah Arendt), Leiter des „Judenreferats“ im RSHA IV B 4 und Protokollant der Wannsee-Konferenz (1942) legt Prof. Dr. Dr. Alfred de Zayas (* 1947), Völkerrechtler und Historiker seine grundlegende Arbeit zum Thema „Völkermord als Staatsgeheimnis“ vor, in der er nach-weist, dass der Kollektivschuldvorwurf der geschichtlichen Wahrheit nicht entspricht. Im Unterschied zu der bewusst plakativen, bösartigen Diskriminierung der Juden, um dieses Feindbild propagandistisch instrumentalisieren zu können, haben die NS-Regierung und NSDAP-Parteiorgane – so die Rechercheergebnisse über die Nürnberger Prozesse (IMT, 42 Protokoll-bände) sowie Folgeprozesse (u.a. Hamburg, Düsseldorf, Jerusalem), die Auswertung von Aktenbeständen des Münchner Instituts für Zeitgeschichte sowie deutschen und ausländischen Archiven – durch den „Grundsätzlichen (Führer-) Befehl“ vom 11.01.1940 und Ergänzungs-befehlen die Geheimhaltung zum obersten Prinzip (mit entsprechender Strafbewehrung) erklärt und die Verbrechen des Holocaust „durch eine Tarnsprache zu verschleiern versucht“ (Bsp. „Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes“ in der Geheimrede Himmlers in Posen vom 04.10.1943; Faks., S. 190/191), um im gleichen Redefluss die Einhaltung des Schweigegebots über Vernichtungsaktionen mit den Attributen „anständig“ zu verknüpfen – „das hat uns hart gemacht“, Zeugnis eines kaum überbietbaren Zynismus von NS-Tätern.

Daß die Erkenntnis von Wahrheit nicht nur aus den Akten zu gewinnen ist, hat den Autor ver-anlaßt, für seine Recherche Zeitzeugen und Wissensträger – Täter, Opfer, unbeteiligte Beob-achter ausfindig zu machen und gezielt zu befragen, u.a. 150 Heeres-, Marine- und Luftwaf-fenrichter, Nürnberger Ankläger und Verteidiger sowie 150 Zeitzeugen, Politiker, Historiker, Widerstandskämpfer gegen das NS-Unrechtssystem, Experten aus Archiven, Dokumentations zentren. Alfred de Zayas stellt bohrende Fragen an die zeitgeschichtliche Forschung, an effekt haschende Journalisten und Ausstellungsmacher: Was hat der Normalbürger gewusst, wissen können oder wissen wollen? War der Holocaust ein „offenes Geheimnis“ (vgl. die Daniel J. Goldhagen-Debatte, 1996, die Frage nach dem „Wissen über den Holocaust“ im ZEIT-Forum vom 03.03.1995 oder Stefan Scheils Kommentar zur 2. (verbesserten) Auflage der Reemst- ma-Wehrmachtsausstellung, 2003), waren es öffentliche Pogrome oder nachweislich Massen-morde von zum Schweigen verpflichteten (Sonder-) Einheiten, für deren Verbrechen die Ge-neralweisung vom 11.06.1942 galt: „Veröffentlichungen über Maßnahmen gegen Juden sind verboten!“ – versehen mit dem Stempel „Geheime Reichssache!“

Der Autor bezieht in seine Schlussgedanken auch die Frage nach dem deutschen Widerstand gegen das Hitler-Regime ein, speziell die Frage nach dem „inneren Bedürfnis nach morali-scher Auflehnung“: anitijüdische Maßnahmen wurden als „unchristlich“ und „sündhaft“ ab-gelehnt, der „vulgäre Rassismus“ verabscheut, das Vorgehen der NS-Schergen gegen die Ju-den war nach Peter Hoffmann (1988) das Hauptmotiv, sich dem Widerstand anzuschließen (hier u.a. S. 152-160). Alfred de Zayas schließt mit der Erörterung der Schuldfrage und zitiert Karl Jaspers (1946) und Thomas Mann (1945), deren Ablehnung der Kollektivschuldthese sich später Völker- und Menschenrechtler anschlossen: „juristisch abwegig, unmoralisch und pietätlos“ (u.a. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, 1982; Viktor E. Frankl, 2009). – Für sein wis senschaftles Werk wurde Alfred de Zayas am 31.03.2011 an der Universität Toronto mit dem„Educators’ Award“ der kanadischen Bürgerinitiativen geehrt, die Völkermord, Vertreibung und ethnische Säuberungen weltweit anprangern und eine schonungslose Aufklärung fordern.

Willi Eisele
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