Böhme Jörn

Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Schwalbach/Ts., Wochenschau-Verlag, 5. aktualisierte und erweiterte Auflage 2012 (= Länderanalysen), 144 S., ISBN 978-3-89974807-9, 12.80 €

Eine friedliche Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts scheint nur möglich durch Schaffung eines Palästinenserstaates neben dem existierenden Israel, was die internationale Staatengemeinschaft seit Jahren fordert und wofür sich auch eine Mehrheit unter den Israelis wie Palästinensern ausspricht. Doch es ist sehr unwahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit zu einem dauerhaften Frieden kommen kann. Denn leider sind beide Gesellschaften tief gespalten (wie sehr das auch für die israelische Gesellschaft gilt, zeigen die Ergebnisse der aktuellen Parlamentswahlen - die Auseinandersetzungen zwischen Fatah und Hamas in den Palästinensergebieten sind offenkundig) und die „lauten“ extremen Positionen haben es leichter, sich Gehör zu verschaffen als die „leisen“ Befürworter eines Dialogs. Nach Jahren einer blutigen Gewaltspirale aus israelischen Militäraktionen und palästinensischen Terroranschlägen - oder umgekehrt - wurde zwar zeitweilig wieder verhandelt, doch letztlich ohne Erfolg. Zentrale Streitpunkte wie die israelischen Siedlungen auf Palästinensergebiet, der Status Jerusalems oder die Flüchtlingsfrage rücken eine Einigung in weite Ferne. Hinzu kommt der Anachronismus einer ethnischen Trennungspolitik in Zeiten historischer Errungenschaften wie EU und irreversibler Entwicklungen wie Globalisierung.

Die Autoren Jörn Böhme und Christian Sterzing, die beide dem Deutsch-Israelischen Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten (diAk) angehören, der in ihrer Einführung als Herausgeber des Büchleins bezeichnet wird, nehmen in dem Konflikt folgende Position ein: „Im Konflikt um Israel/Palästina steht nicht Recht gegen Unrecht, sondern Anspruch gegen Anspruch. Wer Anspruch auf ein Land erhebt, kann nicht den Anspruch eines anderen anerkennen, ohne die Legitimität seines eigenen Anspruchs zu relativieren … Deshalb sieht der diAK in dem mühsamen Versuch, die beiden einander widersprechenden Ansprüche miteinander zu vermitteln, die einzige Alternative zu einem endlosen Kriegszustand. Allenfalls durch einen solchen Vermittlungsversuch könnte das subjektive Empfinden, Rechte aufzugeben bzw. Unrecht zu erfahren, in so erträglichen Grenzen gehalten werden, dass gewaltförmige Versuche, das Unrecht zu korrigieren, aufgegeben werden“ (S. 8).

Vorliegendes Buch bietet einen kurzen und leicht lesbaren chronologischen Überblick über die komplexe Geschichte des Konflikts, über die Kernpunkte der Auseinandersetzung, wichtige Wendepunkte und Bemühungen um eine Regelung. Quellenauszüge, Karten, eine Chronologie und Hinweise auf weiterführende Literatur runden die Darstellung ab. Besonders geeignet ist der Band als erste Orientierung in diesem sehr komplizierten Konflikt, aber auch zur Erstellung von Schülerreferaten/-präsentationen im Geschichtsunterricht der 12. Jahrgangsstufe Gymnasium oder zur Wiederholung für angehende Abiturienten. Er gehört deshalb in jede Schulbibliothek.

In eine wohl in absehbarer Zeit zu erwartenden wiederum aktualisierten Neuauflage wären die graphische Verbesserung einzelner Karten (S. 28: Schattierung für „Internationale Kontrolle“ nicht abgehoben, S. 95: Schattierungen und Linien für „Trennungsmauer“ nicht unterscheidbar) sowie ein vollständiger bibliographischer Nachweis zumindest der abgedruckten Quellen, evtl. auch mancher Fakten, wünschenswert.

Theo Emmer