Weißenburger Symposium

Kommentar zum Weißenburger Symposium

Kommentar zum Weißenburger Symposium Auf Anregung und Einladung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. traf sich am Wochenende des 13./14. November 2004 in Weißenburg in Bayern eine Expertenrunde, um ein Memorandum zu „Archäologie und Schule in Bayern“ zu verfassen. Es wurde als „Weißenburger Erklärung“ in der Weihnachtszeit an Frau Staatsministerin Monika Hohlmeier, Herrn Staatsminister Dr. Thomas Goppel sowie den Landtagspräsidenten und die Vizepräsidenten, die Fraktionsvorsitzenden und an die Ausschussmitglieder für Hochschule, Forschung und Kultur bzw. Bildung, Jugend und Sport im Bayerischen Landtag versandt. Ebenfalls mit der Bitte um Umsetzung wurde die Erklärung an verschiedene Schulbehörden gerichtet.

Schon im Herbst 2003 hatten Gespräche der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst stattgefunden. Die Gesellschaft nahm den Vorschlag gern an, die vielfältigen Möglichkeiten, die die heimische Archäologie als Grundstein für eine lebenswerte Zukunft zur Förderung und Festigung der Allgemeinbildung der Schüler bietet, zusammenzustellen.

Vertreter möglichst aller Bereiche, von der Lehrkraft über den Seminarlehrer bis zum Universitätsrepräsentanten, zu Didaktikern und Vertretern von Schulbehörden, vom Archäologen in der Bodendenkmalpflege bis hin zu den in den Museen Tätigen oder auch Heimatpflegern waren bayernweit geladen. Beide Seiten, die Schulvertreter, wie auch diejenigen, die die Archäologie vermitteln, sollten miteinander in einen offenen Dialog treten können, um die Möglichkeiten und Ziele, aber auch die Probleme der einzelnen beteiligten Gruppen zu erfassen und zu berücksichtigen.

Es bestand Einigkeit, dass die Archäologie als historische Wissenschaft in den Schulen wesentlich stärker genutzt werden muss, da sie die Schulen in ihrem Bildungsauftrag in wesentlichen Punkten unterstützt. Für die Werteerziehung und Identitätsfindung der Schüler, vor allem aber für die Erschließung unseres kulturellen Erbes leistet das Fach wesentliche Beiträge; zudem vernetzt es Natur- und Geisteswissenschaften miteinander. Weil die Archäologie die Wandlungen und Kontinuitäten der Menschheitsgeschichte, den Aufstieg und Niedergang von Kulturen, aber auch interkulturelle Aktivitäten erforscht, verdeutlicht sie den Schülern die Konsequenzen solcher Prozesse und Handlungen, die sich auf unsere Lebenswirklichkeit übertragen lassen. Sie präzisiert oder korrigiert überkommende Geschichtsbilder, weist aber auch Alternativen auf.

Einen breiten Raum nahm die Zusammenstellung, welche Möglichkeiten die Schule zu einer Kooperation mit den Archäologen hat und welche Chancen sich dadurch bieten, ein. Dabei wurden auch notwendige Voraussetzungen für eine Kooperation besprochen und diskutiert. Probleme wie auch Wünsche, die bei der Vermittlung der Archäologie für die Schulen auftreten, konnten durch das breite Spektrum der Tagungsteilnehmer sofort angesprochen werden.

Die neuen Lehrpläne weisen in vielen Fächern, nicht nur im Fach Geschichte, auf die (meist jedoch noch fakultative) Einbeziehung der Archäologie hin. Gleichzeitig wird mehr Freiraum zur Unterrichtsgestaltung gelassen und eine Öffnung nach außen, Projektarbeit und Unterrichtsvernetzung propagiert. Gerade durch ihre Vielfalt wird die Archäologie für diese Erweiterungen, insbesondere zu fächerverbindendem Arbeiten, bis hin zu Berufspraktika, und damit konkreten Bezügen zur Lebenswirklichkeit als geeignet angesehen. Dabei werden vielerlei Schlüsselqualifikationen und Sachkompetenzen gefördert und vermittelt. Um die Möglichkeit des vernetzten Unterrichtes verstärkt und besser nutzen zu können, müssen den Schulen kompakte, verständliche und wissenschaftlich korrekte Arbeitsmaterialien z. B. in Form von Handreichungen, Lehrbüchern und Medien zur Verfügung gestellt werden. Während der Lehrerausbildung an der Universität sollten Seminare auch im Fach Archäologie belegt werden müssen, um das Bewusstsein zu schärfen und zu erkennen, welches Potential für den Unterricht in einer gezielten Kooperation steckt. Ebenso sollten vermehrt professionell gestützte, regelmäßige Fortbildungen für die Lehrkräfte mit thematischen und regionalen Schwerpunkten angeboten werden.

In der Vermittlungsarbeit kommt den außerschulischen Lernorten, wie Museen, Archiven, Werkstätten, Geländedenkmälern, archäologischen Parkanlagen und Grabungsstätten eine wichtige Funktion zu, da sie Geschichte anschaulich erfahrbar machen, Stoff kompensieren und den Blick z.B. auf naturräumliche Zusammenhänge schärfen. Dazu wurde der Wunsch geäußert, dass sich die Museen mit ihren Angeboten mehr den Schulen mit einem regelmäßigen, breit gefächerten Vermittlungsangebot öffnen mögen. Das erfordert von den Schulen wie auch den Museen eine engagierte Koordination und Kooperation. Beispielsweise wurde um an den Schulunterricht angepasste, flexiblere Öffnungszeiten gebeten, um den Unterrichtsausfall so gering wie möglich zu halten. Die Angebote sollen lehrplanorientiert sein und mit Hilfe museumspädagogischer Programme den Unterricht vertiefen, unterstützen und erleichtern. Von den Pädagogen wurde ebenfalls das Fehlen von Informationsmaterialen und Informanten bemängelt, durch die der Anreiz Institutionen und Veranstaltungen zu besuchen, geschaffen wird. Ansprechpartner und Öffnungszeiten sind oft schwer zu ermitteln. Die Angebote der Institutionen müssen präsenter gemacht werden. Den Pädagogen muß bewusst sein, dass z.B. Museen sehr unterschiedlich strukturiert sind, jedoch eine aktive, engagierte Kooperation die Resourcen erkennen und die Machbarkeiten ausschöpfen lässt.
Interessiert zeigten sich die Pädagogen nicht nur an einer Einbeziehung der Archäologie in der Schule selbst, im Rahmen von Kursen in der Studienstufe, Wahlkursen, Projekten, thematischen Projekttagen oder Festen, sondern auch an Angeboten von mobilen Museen, wie „das Museum kommt in die Schule“. Der Besuch mit dem Museumskoffer im Unterricht zu bestimmten Themen mit konservatorisch unbedenklichen Objekten, Repliken und Bastelmaterialien führt zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes und trägt zur Nachhaltigkeit bei.
Wie sich auf der Tagung zeigte, ist jede Sparte in ihrem Engagement gefordert, kann dann aber ihr Potential besser ausschöpfen. Eine aktive Kooperation kann die heutigen Anforderungen an die Schüler sinnvoll komprimieren und zur Wissbegierde erziehen. Allerdings ist für diese Aktivitäten eine ideelle, finanzielle und professionelle personelle Unterstützung notwendig. Wenn die beteiligten Institutionen nicht starr voneinander getrennt, sondern als miteinander vernetzbar erkannt und verstanden werden, können auch Finanzmittel gezielter für diese Zusammenarbeiten eingesetzt und die Resourcen genutzt werden. Baden-Württemberg hat mit seinen, nicht nur fakultativen Lehrplanbezügen schon ein erfolgreiches Netzwerk zur Denkmalpflege geschaffen. Es ist geplant ist, dass die im Memorandum aufgeführten Themen im Rahmen dieser Arbeitsgruppe weiter abgearbeitet werden, um eine sinnvolle Koordinierung der gemeinsamen Vorschläge zu ermöglichen.

Isabella Engelien-Schmidt M.A.

Kontaktadressen:
Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V.

Hofgraben 4
80539 München
bzw. Postfach 100203, 80076 München
Tel. (089) 2114-207/-293 (Dr. Sommer)
E-Mail: poststelle@blfd.bayern.de
Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen (BLfD)
Alter Hof 2
80331 München
(089) 210140-26
E-Mail:christof.fluegel@blfd.bayern.de

Offizielle Erklärung des Weißenburger Symposiums [85 KB]